Muss der Weltmeister jetzt zittern?

Die Dominanz des Titelverteidigers Max Verstappen und Red Bull wird in dieser Formel-1-Saison von Lando Norris und McLaren ernsthaft in Frage gestellt. Dank des grandiosen Sieges des Briten beim Großen Preis von Singapur - seinem dritten in dieser Saison - hat der Kampf um den Weltmeistertitel 2024 nunmehr seinen Höhepunkt erreicht.

Die Aufholjagd ist in vollem Gange

Norris hat alle Zweifel an seiner Fähigkeit, von der Pole-Position zu starten und das gesamte Rennen anzuführen, widerlegt. Bei zwei knappen Berührungen mit den Leitplanken in Marina Bay ist er zwar einige Risiken eingegangen, aber am Ende hat er es geschafft, der 60. Fahrer in der Geschichte der Formel 1 zu werden, der einen GP von der ersten bis zur letzten Runde anführt.

Das war nicht nur seinem MCL38, dem neuen Raumschiff auf den Formel-1-Strecken, zu verdanken, sondern auch ihm selbst, an den nicht einmal sein eigener Rennstall so recht als potentiellen Weltmeister glauben mag.

Rein rechnerisch käme Norris auf 459 Punkte, wenn er die nächsten sechs Rennen mit der schnellsten Runde gewinnen würde, zuzüglich der drei Sprintrennen in Austin, São Paulo und Lusail. Eine Summe, die für den Titelgewinn nicht ausreichen würde, und zwar nur um einen Punkt, wenn Verstappen immer als Zweiter über die Ziellinie fahren würde.

Lando muss also nicht nur versuchen, jedes Mal zu gewinnen, sondern auch darauf hoffen, dass sich wenigstens ein Fahrer zwischen ihn und Max stellt, zumindest einmal. Angenommen, Norris gelingt eine solche Flucht, dann könnte dieser Fahrer sein Teamkollege Piastri sein, der seinem Teamkollegen bisher, wenn auch verdientermaßen, beim Aserbaidschan GP einige wichtige Punkte abgenommen hat.

Es könnte sein, dass bei diesem Klassement die Papaya-Regeln für eine Weile wieder aufgehoben werden. Das Einzige, was sicher ist, ist, dass die Weltmeisterschaft 2024 nicht vier oder fünf Rennen vor Schluss entschieden sein wird, wie es in den letzten zwei Saisons der Fall gewesen war.

Das Polster ist einigermaßen sicher

Max Verstappen hat wieder einmal den Schaden begrenzt, aber es gab keinerlei Strategie bei seinem zweiten Platz, den er beim Singapur GP errrungen hat, zu beobachten, sondern nur fahrerisches Können. Der RB20 ist kein Rennwagen mehr, in dem man Kalkulationen anstellen kann. Nur Max kann ihn in diesem Moment wieder schneller machen.

Nach zwei eher unauffälligen Grands Prix hat Verstappen ein gewisses Feeling für den Boliden wiedergefunden, was dazu führte, dass er zumindest vor dem McLaren von Piastri landete, während Sergio Pérez es gerade noch in die Punkteränge schaffte.

Max ist allein, es wird schwierig sein, jegliche Unterstützung von seinem Teamkollegen zu bekommen, der zu langsam ist, um seinen Rivalen etwas entgegensetzen zu können, insbesondere mit einem Einsitzer, der im Vergleich zu früher nicht mehr so dominant ist.

Chris Horner und Helmut Marko haben sich damit abgefunden, die Konstrukteursmeisterschaft zu verlieren, nicht nur, weil der Rückstand auf McLaren auf 41 Punkte angewachsen ist, sondern auch, weil, wie allen bereits bekannt ist, Zak Brown und Andrea Stella über das beste Fahrerpaar der Welt verfügen.

Nico Rosberg hat große Bedenken

Nico Rosberg hat Lando Norris nach dem 18. Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft 2024 ordentlich die Meinung gegeigt. Im Interview mit der deutschen Presse lobte er die Fahrkünste des Briten in Marina Bay, wies aber darauf hin, dass dieser sich mehrere Konzentrationsfehler geleistet habe, vor allem zu einem Zeitpunkt, als er einen Vorsprung von rund 25 Sekunden auf den ersten der Verfolger, Max Verstappen, herausfahren konnte.

Ein unverständliches Risiko, das der Brite in den kommenden Rennen ausmerzen muss, wenn er dem Niederländer tatsächlich den Weltmeistertitel streitig machen will. Norris hat eine großartige Leistung gezeigt, schien auf einem anderen Level als alle anderen zu sein und legte das ganze Wochenende über eine außergewöhnliche Geschwindigkeit an den Tag. Er hat das Rennen problemlos gemeistert und seine Titelhoffnungen am Leben erhalten.

Um den Titel zu gewinnen, muss alles perfekt funktionieren. Mit dem Renntempo, die er gezeigt hat, und mit einem so konstanten Vorsprung sollte es nicht kompliziert sein: einfach die Ruhe bewahren und den Sieg einfahren.

Es ist überraschend, aber nicht völlig unerwartet, wenn man bedenkt, dass ihm ähnliche Situationen schon einmal widerfahren sind. Er ist unglaublich schnell, neigt aber oft dazu, kleine Fehler zu begehen. Im Moment dürfte das aber kein entscheidendes Hindernis im Hinblick auf das Titelrennen sein.